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„Unsere Mission ‚Schluss mit Matratzenabfall‘ hängt als Post-it an unserer Bürowand“

Verena Judmayer und Michaela Stephen erklären im BUSINESSART-Interview, welche Herausforderung sie bei der Entwicklung der MATR-Hotelmatratze zu lösen waren.

Zwei junge Frauen in einem ovalen Bildausschnitt, daneben in einem runden Ausschnitt ein Matratzen-Muster, bei dem man den Querschnitt sieht. Bildhintergrund ist ein weißes, reliefartiges Muster aus Kreisen. Rechts unten im Eck ist das Logo der Nachhaltig
Verena Judmayr und Michaela Stephen von Circularful mit ihrem Produkt MATR. Fotos: Lea Fabienne Dörl; Lisi Specht; Getty Images

BUSINESSART: Warum legten Sie sich für eine Kreislaufwirtschaftsmatratze für Hotels ins Zeug?

Wir sind auf eine schockierende Abfallstatistik gestoßen: In Europa werden jedes Jahr 30 Millionen Matratzen einfach entsorgt. Für uns war sofort klar: Das muss sich ändern. Wir wollten eine Lösung entwickeln, die Abfall aus der Matratzenindustrie reduziert, gleichzeitig Hotels ein gutes Schlaferlebnis bietet und Ressourcen möglichst effizient nutzt.

Gab es dabei besonders große Herausforderungen?

Unsere größte Herausforderung war, Produkt und Preis auf eine Weise zu kombinieren, dass es am Markt funktioniert. Drei Jahre, viele Rückschläge, aber jetzt haben wir es geschafft. Wir haben uns offene, innovative Partner an Bord geholt haben, denn Kreislaufwirtschaft funktioniert nur mit Zusammenarbeit. Wenn die positiven Bewertungen unserer Kunden reinkommen und wir wissen, dass wir gleichzeitig ein riesiges Umweltproblem lösen, schlafen wir nachts richtig gut. (lacht)

Was war notwendig, damit das Projekt auch wirtschaftlich umgesetzt werden konnte?

Um es überhaupt auf die Beine zu stellen, haben wir zunächst ein Jahr mit unseren eigenen Ersparnissen gebootstrapped, dazu kamen öffentliche Förderungen, die Investition von Greiner Innoventures GmbH und unsere ersten Pilotkunden, die uns vertraut und unterstützt haben. Das hat uns ermöglicht, das Produkt zu entwickeln und von Beginn an Praxistests durchzuführen. Und heute ist unsere Matratze wirtschaftlich tragfähig.

Wie haben Sie es geschafft, letztlich mit der Matratze Geld zu verdienen?

Dank der kundennahen Entwicklungsarbeit haben wir ein überzeugendes Geschäftsmodell aufgebaut. Hotels müssen sich auch nicht mehr um das Lebensende ihrer Matratzen kümmern, wir übernehmen das für sie.

Was hat Sie ermutigt, dranzubleiben?

Durchhalten erfordert definitiv Resilienz, Ideenreichtum und Mut, es war nicht immer einfach. Was uns motiviert, ist unsere Mission von Tag 1: Schluss mit Matratzenabfall. Fun Fact: Diese Mission hängt noch immer auf einem Post-it an unserer Bürowand, sie begleitet uns seit 2020 und erinnert uns jeden Tag daran, warum wir tun, was wir tun.

Gibt es noch weitere Ideen, die Sie angehen wollen oder Problematiken, die sie lösen wollen?

Wir lassen uns immer wieder von der Kreislaufwirtschaft inspirieren - da gibt es so unglaublich viel Potenzial zu heben. Wir haben ein paar Ideen in der Schublade - ob wir sie umsetzen, wird die Zukunft zeigen. Eines können wir aber sagen: Es gibt unzählige spannende Abfallströme, die darauf warten, neu gedacht und innovativ genutzt zu werden.

Worauf sind Sie besonders stolz, was Sie bereits erreichen konnten?

Wir sind besonders stolz auf unsere 38 zahlenden Hotelkunden - ein klarer Beweis, dass sich unsere harte Arbeit, unsere Ideen und der Impact, den wir schaffen, auszahlen. Ganz nebenbei zeigen wir auch, dass Kreislaufwirtschaft wirklich funktioniert, und das sogar wirtschaftlich. Jede MATR®-Matratze spart im Durchschnitt 40 Prozent CO₂ gegenüber herkömmlichen Matratzen.

Gibt es einen Leitsatz, der Sie begleitet?

Wir haben viele Leitsätze, die uns täglich begleiten. Einer, der uns besonders motiviert, lautet: ‚Every no gets you closer to your next yes.‘ Als Unternehmerinnen hören wir oft ‚Nein‘, aber wir haben gelernt (und lernen immer noch), das als Antrieb zu nutzen: Es bedeutet nur, dass ein ‚Ja‘ gleich um die Ecke wartet. Dranbleiben lohnt sich also immer.

Begründung für die Auszeichnung:

Mit MATR® entwickelten Verena Judmayer und Michaela Stephen die erste Kreislaufwirtschaftsmatratze speziell für Hotels. Im Gegensatz zu herkömmlichen Matratzen, von denen 80 % auf Deponien landen oder verbrannt werden, ist die MATR®-Matratze modular aufgebaut, besteht aus recycelbaren Materialien und erfüllt die EU-Ökodesign-Kriterien. Damit ist eine vollständige Aufarbeitung, Wiederverwendung und Remanufaktur möglich – ganz ohne Abfall. Mit dazu gehört ein Rücknahme- und Recyclingservice, Beratung sowie flexible Finanzierungsmodelle. Zwar wurden seit der Markteinführung 2023 noch keine Matratzen retouniert, die Wiederverwertbarkeit aller Materialien aber umfassend getestet.

Keyvisual zur Auszeichnung der BUSINESSART Nachhaltige Gestalter*innen 2025

Die Nachhaltigen Gestalter*innen

Verena Judmayer, Co-founder und Co-CEO und Michaela Stephen, Co-founder und Co-CEO

MATR® by Circularful GmbH  
Branche: Kreislauffähige Produkte für Hotels
3 Mitarbeiter*innen
www.matr.eco