zum Inhalt springen

Wer schmiert, verliert. - Korruption als wesentlicher Teil von CSR

Im Rahmen des OeKB-Themenabends zu Fragen der Korruptionsbekämpfung herrschte Einigkeit bei bei Experten: Einstellungs- und Strukturwandel sowie Aufklärungsarbeit sind die wichtigsten Elemente in der nachhaltigen Bekämpfung von Korruption.

Das 10. Prinzip des UN Global Compact

Mit dem Beitritt zum UN Global Compact bekennen sich Unternehmen bzw. Organisationen zu den zehn CSR-Prinzipien und verpflichten sich, an deren Umsetzung im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu arbeiten. Das 10. Prinzip beschäftigt sich mit der Korruptionsbekämpfung:

Prinzip 10: "Unternehmen sollen gegen alle Arten der Korruption eintreten, einschließlich Erpressung und Bestechung."

 

Das Thema gewinnt an Aktualität

Korruption galt lange Zeit als Kavaliersdelikt. In den letzten Jahren hat sich das gesellschaftliche Bewusstsein jedoch deutlich geändert, die Öffentlíchkeit ist zunehmend sensibilisiert. Korruption stellt zudem einen wesentlichen ökonomischen Faktor dar, den es zu berücksichtigen gilt. Das österreichische CSR-Netzwerk hat sich daher 2010 einen Schwerpunkt zum Thema gesetzt, der in einer Podiumsdiskussion mit hochkarätiger Besetzung zu systemischen und unternehmenspraktischen Fragen der Korruptionsbekämpfung mündete.

 

Statements der Veranstalter und Podiumsteilnehmer

Eveline Balogh, Nachhaltigkeits-Verantwortliche der OeKB Gruppe: "Als zentrale Finanzdienstleisterin will die OeKB zu fairem Wettbewerb beitragen, und das ist nur ohne Korruption möglich".

Roman Mesicek, Geschäftsführer der Unternehmensplattform respACT und Mitveranstalter des Themenabends: "Die intensivere Beschäftigung mit dem Thema Korruption ist eine positive und notwendige Ergänzung zur CSR- und Nachhaltigkeitsdiskussion, da auch bei der Korruption die Zivilgesellschaft immer genauer hinschaut".

Helmut Willke, Rechtswissenschaftler und Professor für Global Governance an der Zeppelin University Friedrichshafen: "Korruption spielt sich immer auf zwei Ebenen ab, jener von Personen und jener von Organisationen. Der Blick auf letztere sei bis dato in Anti-Korruptionsstrategien jedoch zu kurz gekommen. Unternehmen und Organisationen bestehen zwar aus Personen, aber diese handeln immer innerhalb eines Sozialsystems von Strukturen, Prozessen und Regeln. Es müsse daher bei systemischen Faktoren, wie Anreizprozessen oder Erfolgsregeln angesetzt werden, um Korruption nachhaltig einzudämmen."


Walter Sölle, Cluster Compliance Officer für CEE bei der Siemens AGUm Verhaltensmaßregeln und ihre Einhaltung in einem Unternehmen nachhaltig zu etablieren, macht Einzelkämpfertum keinen Sinn. Vielmehr sei es wichtig, alle MitarbeiterInnen, inklusive des Vorstands, kollektiv mit an Bord zu holen. Training und Ausbildung waren und sind hier ein Schlüsselelement. Es geht aber auch um die Änderung von Zielvereinbarungen - Ein Renditeziel von 23% ist nicht erreichbar. So entwickelt sich korruptes Verhalten. Eine Überregulierung bringt nichts. Wir haben als einfache Leitlinie für Mitarbeiter/innen entwickelt. Sie sollen sich vier Fragen stellen:
1. Ist diese Handlung richtig für Siemens?
2. Ist sie richtig für die Werte von Siemens und meine persönlichen Werte?
3. Ist sie legal und ethisch korrekt?
4. Könnte ich darüber öffentlich erzählen?


Eva Geiblinger, Vorstandsvorsitzende von Transparency International Österreich: "Der typische Täer ist zu 83% männlich, hat eine gute Ausbildung, eine stabile Familiensituation und im Unternehmen eine Vertrauensposition inne. Solange Korruption schick ist, ist es schwierig sie zu bekämpfen. Es geht darum, ein Umdenken in der Haltung von Menschen anzustoßen".


Rudolf Scholten, Vorstandsmitglied der Oesterreichischen Kontrollbank AG: "Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise erschwert die Korruptionsbekämpfung. Korruption findet oft statt, wenn auf Nehmerseite strukturelle Voraussetzungen, wie beispielsweise existentielle Armut, gegeben seien. Diese Motivlage muss in der Diskussion um das Wie in der Korruptionsbekämpfung offen angesprochen werden. Die Geberseite bei Korruptionsdelikten als wesentlicher Faktor dürfe nicht außer Acht gelassen werden."


Walter Geyer, Leiter der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Korruption: "Die Ursachen für Korruption liegen in der Gier der Menschen sowie bei dem auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Wirtschaftssystem. Die Eingrenzung von Korruption gelingt, wenn es entsprechende Rechtsmittel gibt. Beim österreichischen Gesetzgeber gibt es Nachholbedarf, da mit der Entschärfung des Bestechungsstrafrechts im Herbst 2009 die falschen Signale gesetzt wurden. International geht man weg vom individuellen Strafrecht zum Unternehmensstrafrecht - Man nutzt die Logik der Marktwirtschaft."