"Ich war immer ein Gruppenmensch - das begleitet mich bis heute"
Monika Auer spricht im BUSINESSART-Interview vom offenen, wertschätzenden Umgang auf Augenhöhe, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
BUSINESSART: Wie kam es, dass Sie ihr bisheriges Berufsleben Nachhaltigkeitsthemen gewidmet haben?
Monika Auer: Bei mir hat es sehr früh begonnen. Ich dachte mit sieben Jahren zum ersten Mal, da läuft etwas falsch. Wir sind im Winter hinter einem Auto hergefahren, da kamen die Abgaswolken raus. Ich war beunruhigt, habe aber gedacht: ‚Die Erwachsenen werden schon wissen, was sie tun.‘ Mit 16 habe ich gedacht: ‚OK, sie wissen es nicht.‘ Das war der Start für meine ersten Kontakte zu NGOs und Bürgerinitiativen.
Mit 27 begann ich bei der ÖGUT (Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik, Anm.) Da konnte ich Menschen, die gemeinsam an Problemen arbeiten oder Konflikte lösen wollen, an einen Tisch holen. Ich war immer ein Gruppenmensch, das begleitet mich bis heute.
Was war die größte Herausforderung dabei? Was hat Sie ermutigt, dranzubleiben?
Damit umgehen zu lernen, dass man nicht oder nicht in der Geschwindigkeit, wie es nötig wäre, zu Lösungen und deren Umsetzung kommt - alle ökologischen Krisen habe ja auch eine zeitliche Brisanz. Umgehen im Sinne von: trotzdem ein gutes Leben zu haben.
Welches der vielen Themen war Ihnen besonders wichtig und warum?
Ein großes Anliegen ist mir die Dekarbonisierung des Wohngebäudebestandes. Noch mehr aber ist es das Thema Partizipation, also gemeinsam mit Betroffenen Lösungen zu entwickeln. Das ist auch der Grundgedanke der ÖGUT. Heute bewegt mich die Demokratie am meisten. Wie spricht man miteinander? Offen, wertschätzend, auf Augenhöhe, um Probleme zu lösen? Mir ist wichtig, dass diese Qualitäten wieder verankert werden und man wieder zuhört.
Worauf sind Sie besonders stolz, was Sie in Sachen Nachhaltigkeit bereits erreichen konnten?
Dass es gelungen ist, mit der DECA (Dienstleister Energieeffizienz und Contracting Austria) aus der ÖGUT heraus einen Interessensverband für Energieeffizienz zu etablieren. Ein Thema, das - neben dem wichtigen Thema Erneuerbare Energie - immer zu kurz kommt und dessen Beitrag zu einer erfolgreichen Energiewende immer unterschätzt wird: die Energieeffizienz.
Dass die ÖGUT heuer 40. Geburtstag feiern kann, ist auch ein Erfolg, auf den ich ein wenig stolz bin – das geht natürlich auf das Konto sehr vieler und toller Menschen, einer davon bin ich.
Gibt es einen Leitsatz / ein Leitmotiv Ihres Lebens? Wenn ja, wie lautet er/es?
Wechselnde :-) Der wichtigste über alle Jahre: Aufgeben ist keine Option.
Mehr von Monika Auer lesen Sie in der Gesprächsrunde "Für die Nachhaltigkeit Feuer fangen".
Begründung für die Auszeichnung:
Monika Auer arbeitet in der ÖGUT daran, Nachhaltigkeitsthemen durch Kooperation, Interessenausgleich, Forschung und Know how-Transfer voranzutreiben. Seit 1995 als Teil des Teams und seit 2014 als Generalsekretärin und Geschäftsführerin hat sie mit ihrem Team die Themenfelder Energie, Nachhaltiges Bauen, Kreislaufwirtschaft, Sustainable Finance, Gender und Diversität sowie Partizipation konsequent und mit höchster Kompetenz aufgebaut und damit an der Schnittstelle von Umwelt, Wirtschaft und Verwaltung viel bewegt. Ihre Arbeiten zum Thema Energiecontracting führten 2003 zur Gründung der DECA (Dienstleister Energieeffizienz und Contracting Austria), deren Geschäftsstelle sie 15 Jahre lang leitete. Darüber hinaus bringt sie ihr Know how vielfach in Jurys, Vereinsvorständen, Aufsichtsräten und in der Aus- und Weiterbildung ein.
Die Nachhaltige Gestalterin
Monika Auer, Geschäftsführung ÖGUT - Wien
ÖGUT - Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
Branche: gemeinnütziger Verein, außeruniversitäre Forschung, Unternehmensberatung
Anzahl Mitarbeitende: 31
www.oegut.at