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Wir gehen von einer geringeren Volatilität bei nachhaltigen Emittenten aus

Markus Zeilinger, fair finance Vorsorgekasse

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Markus Zeilinger Foto: Lukas-Pelz-primephoto

Wie stark ist Ihre Branche wirtschaftlich betroffen?

Die Vorsorgekassen sind mehrfach betroffen. Einerseits über den Arbeitsmarkt. Der Rückgang der Beschäftigung führt zu geringeren Beitragszahlungen und mehr Auszahlungen, also weniger Erlösen und höheren Verwaltungsaufwendungen. Die Verluste im Aktien- und vor allem im Anleihebereich der Kapitalanlage führt ebenfalls zu geringerem Vermögensständen und auch zu Garantieleistungen bei Auszahlungen, welche direkt die Aufwendungen erhöhen. Und natürlich sind wir als personalintensive Dienstleistungsbetriebe mit den Einschränkungen und Widrigkeiten des Büroalltages konfrontiert. Dankenswerterweise gehören die Vorsorgekassen aber sicherlich zu jenen Branchen, die keinesfalls existenzielle Sorgen haben.

Wie geht es Ihrem Unternehmen im Vergleich zu anderen in der Branche?

Zu „anderen“ kann ich nichts sagen. Aber aufgrund unserer Kundenstruktur sind wir jedenfalls unterdurchschnittlich betroffen. Wir haben fast ausschließlich große Dienstgeber als Kunden und eine starke Gewichtung im Bereich Handel und Soziales. Also Branchen die nicht betroffen sind. In Bezug auf die Kapitalanlage wissen wir, dass wir vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sind. Und unser cloudbasiertes Verwaltungsprogramm und unsere Internet-Telefonlösung haben eine problemlose Verlagerung des Geschäftsbetriebs ins Homeoffice ermöglicht. Hilfreich war sicherlich auch der Umstand, dass wir als einzige Bank in Österreich einen nach ISO 27001 zertifizierten Geschäftsbetrieb haben.

Hat die nachhaltige Positionierung zu einer besseren Position beigetragen oder hat sie die Krise verstärkt?

In der Kapitalanlage ist eine abschließende Beurteilung noch nicht möglich. Aber wir würden hier von einer geringeren Volatilität bei nachhaltigen Emittenten ausgehen – also einen positiven Effekt sehen. Unsere sogenannten Impactinvestments, also nachhaltige Immobilien oder auch Mikrofinanz, sind unterschiedlich von der Krise betroffen. Im Bereich Immobilien sehen wir fast keine Auswirkungen. Hingegen im Bereich Mikrofinanz wurden Risikovorsorgen getroffen, um eventuelle Kreditausfälle einzupreisen. Zusammengefasst sehe ich aber keinen signifikanten Unterschied zu konventionellen Strategien aufgrund der nachhaltigen Positionierung im Zusammenhang mit Corona. 

Was muss sich ändern, damit in Ihrer Branche eine derartige Krise besser bewältigt werden kann?

Es muss wirklich gesagt werden, dass unsere Branche verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen ist. Hinsichtlich des Kundenbestandes hat sich die Kurzarbeitsregelung sehr vorteilhaft ausgewirkt, da unsere Kunden die Mitarbeitenden nicht entlassen mussten und die Auswirkungen über geringere Beitragszahlungen und höhere Auszahlungen und Garantieleistungen für uns somit überschaubar blieben. Hinsichtlich der Kapitalanlage wären eine Erhöhung der Grenzwerte für Immobilieninvestments von derzeit nur max. 10 % ebenso sinnvoll wie eine Verbesserung der Möglichkeit von Absicherungsstrategie.