22 Manager*innen über Haltung in Zeiten des Umbruchs.
In einer Welt, die zunehmend von Krisen, Unsicherheiten und tiefgreifenden Umbrüchen geprägt ist, suchen viele Menschen nach Orientierung – auch in der Wirtschaft. Unternehmen stehen nicht mehr nur für Produkte, Dienstleistungen und Profit. Sie sind Teil der Gesellschaft – und damit auch mitverantwortlich für deren Zukunft.
Doch was bedeutet Verantwortung im unternehmerischen Kontext? Wir haben 21 Manager*innen und CEOs von nachhaltigen Unternehmen und Organisationen gefragt, wie sie ihre unternehmerische Verantwortung konkret leben, welche Strategien sie verfolgen, welche Werte ihnen wichtig sind und welche Zukunftsbilder sie vor Augen haben.
Gleich vorne weg: Viele meinen, es gehe längst nicht mehr nur darum, Schaden zu vermeiden („do no harm“), sondern aktiv Gutes zu tun („do good“). Verantwortung bedeute: ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen, gesellschaftliche Entwicklungen mitgestalten und Haltung zeigen – auch wenn es unbequem wird.
Peter Giffinger, CEO Austria Saint-Gobain
Gerade in der Bauwirtschaft ist unsere Verantwortung besonders groß. Wer heute baut, prägt die Umwelt und Gesellschaft für Jahrzehnte. Deshalb setzen wir auf Kreislaufwirtschaft, klimaneutrale Prozesse und Innovation. Das heißt für mich: Materialien im Kreislauf halten, Rückbau- und Recyclingquoten von über 90 Prozent erreichen und klimapositive Systeme fördern – etwa durch Holzbau, Vorfertigung oder CO₂-bindende Baustoffe, Dämmstoffe und Leichtbau generell. Unser Wandel ist digital. Die digitale Transformation ist der Schlüssel, um diese Ziele effizient, skalierbar und zukunftssicher umzusetzen. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Hubert Rhomberg, CEO Rhomberg Gruppe
Als Familienunternehmen schaffen wir Lebensräume, die den Menschen in den Vordergrund stellen und dabei auf ökologisch verträgliche Lösungen setzen – vom Holz-Systembau bis hin zur integralen Planung auf Kollaborationsplattformen. Dafür nutzen wir die Chancen technologischer Entwicklungen und der Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und den regenerativen Einsatz von Ressourcen sowie Partnerschaften. So gestalten wir Zukunft mit Verantwortung, Leidenschaft und Lebensqualität. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Jörg Eisenschmied, Finanzvorstand Infineon Technologies Austria
Infineon versteht sich als aktiver Gestalter des digitalen und ökologischen Wandels. Unsere Halbleiter und Mikrochips sind zentrale Bausteine für erneuerbare Energien, E-Mobilität oder Energieeffizienz. Mikroelektronik trägt daher wesentlich zur Dekarbonisierung bei. Unsere CSR-Schwerpunkte setzen wir dort, wo sie langfristig wirken – in Bildung, sozialem Engagement und Nachhaltigkeit. Bis 2030 wollen wir CO₂-neutral sein. Seit 2019 hat Infineon seine Emissionen halbiert und den Umsatz verdoppelt. Nachhaltigkeit macht uns zukunftsfit. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Peter Windischhofer, Co-Founder refurbed
Umweltschutz und der Kampf gegen die Klimakrise sind für uns kein Beiwerk, sondern der Grund, warum wir 2017 „refurbed“ gegründet haben. Unsere Mission: nachhaltigen Konsum einfacher machen. Dafür bieten wir über unseren Online-Marktplatz professionell aufbereitete Produkte an und erweitern unser Sortiment laufend – mit dem Ziel, alle Produktkategorien „refurbished“ verfügbar zu machen. Wir engagieren uns auch politisch, um Rahmenbedingungen für umweltbewusstes Wirtschaften zu verbessern. Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen wir ausdrücklich – denn unser Handeln ist evidenzbasiert und datengesteuert. Nur so wissen wir, wo unser größter Impact liegt. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Harald Hauke, Vorstandssprecher Altstoff Recycling Austria AG
Wir unterstützen über 15.000 Kund*innen dabei, zirkuläres Wirtschaften zu etablieren – vom Abfallmanagement und Circular Design bis zur Digitalisierung der Kreislaufwirtschaft. Bereits 2018 haben wir ein Sustainability Board gegründet. Als Non-Profit-Unternehmen setzen wir unsere Nachhaltigkeitsziele konsequent um – auch ohne gesetzliche Berichtspflicht. Die ISO 45001-Zertifizierung bestätigt unser Engagement für Arbeitsschutz und Verantwortung. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Nikolaus Juhász, Vorstandsvorsitzender BKS Bank
Für mich persönlich bedeutet unternehmerische Verantwortung, vorausschauend zu handeln, Werte zu vermitteln und aktiv zur Stabilität, Fairness, Lebensqualität und Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft beizutragen. Es geht darum, wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlichem Mehrwert zu verbinden. Das leben wir auch als Bank. Wir sind in vielen Bereichen Vorreiter und setzen positive Impulse genau dort, wo sie langfristig wirken: bei der ökologischen Transformation, bei der Förderung von Chancengleichheit und beim Aufbau resilienter Wirtschaftskreisläufe. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe
Wir investieren seit vielen Jahren nachweislich nachhaltig, fördern Diversität und Chancengleichheit in unserem Unternehmen. Wir handeln transparent und stärken das Vertrauen unserer Stakeholder durch Integrität und Verlässlichkeit. Ich selbst bin auch Mitglied der „CEOs for Future“. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Robert Pichler, Geschäftsführer Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative
Unsere Raiffeisen-Unternehmen wollen mit nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft erzielen. Kund*innen werden in Zeiten großer Umbrüche bei der Umstellung auf nachhaltige Geschäftsmodelle unterstützt. Mit Expertise in den Bereichen der CO₂-Reduktion, Kreislaufwirtschaft und biologischen Vielfalt sowie zur Förderung sozialer Themen wie Diversität, Inklusion und Menschenrechten unterstützen wir eine enkeltaugliche Entwicklung und tragen zur nachhaltigen Transformation bei. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Carmencita Nader, Leiterin Social Banking Erste Bank und Sparkasse, Vorständin Zweite Sparkasse
Wer Ressourcen hat, trägt Verantwortung mitzugestalten – mutig, langfristig und zum Wohle aller. Mit gezielten Finanzdienstleistungen schaffen wir gesellschaftlichen Mehrwert und eröffnen Perspektiven für eine selbstbestimmte Zukunft – etwa durch Armutsbekämpfung, Bildung, Geschlechtergerechtigkeit und nachhaltiges Wachstum. Bis 2030 planen wir als Erste Group, eine Milliarde Euro in soziale Finanzierungen zu investieren und 200.000 neue Jobs zu schaffen – in Österreich und unseren Kernmärkten in Zentral- und Osteuropa. Der Anteil unserer nachhaltigen Finanzierungen wird bis dahin steigen und die Kohlefinanzierung gestoppt. In unserem Betrieb wollen wir Net-Zero-Emissionen erreichen und eine gleiche Geschlechterverteilung im Management. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung
Die Wirtschaft darf nicht länger auf Kosten der Natur wachsen. Wohlstand ist ganzheitlich zu denken – inklusive Naturkapital. Denn ein Land ohne Naturraum ist wie ein Mensch ohne Haut: nicht überlebensfähig. Die zunehmende Verbauung gefährdet unsere Ernährungssicherheit. Von Beton kann aber niemand abbeißen. Mein Wunsch für 2030: maximal 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag – wie im Regierungsprogramm vorgesehen. Nur so bleibt Österreich ein „Land der Äcker – zukunftsreich“. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Alexandra Gruber, Geschäftsführerin Tafel Österreich
Wir setzen uns vor allem für Personen ein, die in unserer Gesellschaft oft gar nicht gehört werden – wie armutsbetroffene Menschen. Wir wollen diese ermächtigen, sich selbst gesund und ausgewogen ernähren zu können. Für uns ist es ganz besonders wichtig, bei unserem Tun immer auf die Wirkung zu schauen, auf den positiven Einfluss auf die armutsbetroffenen Menschen, auf soziale Einrichtungen, auf die Umwelt. Durch unsere langjährigen Partnerschaften mit Waren-, aber auch Geldspender*innen schaffen wir einzigartige Win-win-Situationen. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Reinhard Heiserer, Geschäftsführer Jugend Eine Welt
Es gibt nur EINE Welt. Deshalb unterstützen wir unsere Partner*innen in sozialen Brennpunktregionen des Globalen Südens – schnell, persönlich und punktuell. Gemeinsam analysieren wir die Ursachen sozialer Probleme und arbeiten daran, sie langfristig zu lösen. Unser Ansatz: Hilfe zur Selbsthilfe. Statt kurzfristiger Charity setzen wir auf nachhaltige Basishilfe – nach dem Prinzip „Fischen lehren statt Fische schenken“. So stärken wir lokale Strukturen und ermöglichen Menschen ein selbstbestimmtes Leben in Würde. Unser Ziel: echte Unabhängigkeit und Zukunftsperspektiven für alle. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Bernd Vogl, Geschäftsführer Klima- und Energiefonds
Als Klima- und Energiefonds unterstützen wir Unternehmen beim Wandel zu einer klimaneutralen und gerechten Zukunft. Wir setzen dort an, wo Innovation entsteht – von der Forschung bis zum Markteintritt. Als Brückenbauer verbinden wir Wissenschaft, Wirtschaft, Regionen und Gesellschaft, damit klimafreundliche Technologien schneller in den Markt gelangen und echte Wirkung entfalten können. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Daniela Knieling, Geschäftsführerin respACT
Unternehmen haben eine enorme Gestaltungsmacht: Sie können Strukturen verändern, Innovationen vorantreiben und Vorbilder für andere sein. Unsere Vision für 2030: Wir sehen ein Netzwerk von Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht als Zusatz verstehen, sondern als Fundament. Wir sehen regionale Kooperationen, die Kreisläufe schließen. Wir sehen Führungskräfte, die Haltung zeigen, und Mitarbeiter*innen, die mitgestalten. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Mari Lang, Podcasterin
Wirtschaftlicher Erfolg ist wichtig – doch vielleicht ist es Zeit, Erfolg neu zu denken. Statt nur auf Zahlen zu schauen, sollten Unternehmen den Menschen in den Mittelpunkt stellen: seine Kreativität, Gesundheit und Lebensfreude. Das hätte auch nachhaltige Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit. Statt höher, schneller, weiter – tiefer, breiter, schöner. Und gleichberechtigter! Auch im Wirtschaftskontext braucht es vor allem die sogenannten weiblichen Attribute. Mehr Empathie und Gefühl – denn das ist letztlich das, was uns als Menschen auszeichnet und zusammen- statt auseinanderbringt. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Elisabeth Kneissl-Neumayer, Geschäftsführerin Kneissl Touristik
Als Veranstalter von StudienErlebnisReisen übernehmen wir auch Verantwortung für Kinderschutz und Nachhaltigkeit. Wir schaffen in den Reiseländern Einkommen und unterstützen u.a. Sozialprojekte im Südsudan, in Kambodscha und Rumänien. Die Kompensation der CO2-Emissionen, die auf den Transportwegen entstehen, ist im Reisepreis inkludiert – wir kooperieren hierbei mit BOKU und Caritas. Zudem engagieren wir uns im gesellschaftlichen Diskurs, denn Tourismus entfaltet nur dann seine positive Kraft, wenn es den Menschen entlang der Wertschöpfungskette und der Umwelt gut geht. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Gudrun Senk, Technische Geschäftsführerin Wiener Linien
Unternehmen müssen die langfristigen Interessen der Gemeinschaft genauso ernst nehmen wie die eigenen Geschäftsziele. Mobilität ist der Schlüssel für Teilhabe und Klimaschutz. Durch emissionsfreie Fahrzeuge leisten wir einen aktiven Beitrag zum Erreichen der Klimaziele der Stadt. Gleichzeitig formen bezahlbare und barrierefreie Angebote ein inklusives Wien – Mobilität darf kein Privileg sein, sondern soll Menschen verbinden und Chancen eröffnen. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Otto Leodolter, Geschäftsführer Löffler
Performance und Verantwortung sind die beiden tragenden Säulen unserer Marke. Wir leben sie durch echte Nähe – zu unseren Produkten, zu den Menschen in der Produktion und zu unserer Umwelt. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit zunehmend zur Marketingfloskel verkommt, sehen wir es als unsere Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen: mit echter Transparenz, Authentizität und Nachvollziehbarkeit. Per QR-Code direkt am Produkt können Konsument*innen den Weg unserer Produkte bis zur Herstellung verfolgen. Denn: Wer morgen ernst genommen werden will, muss heute ehrlich sein. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Simon Meinschad, Geschäftsführer hollu
Seit 2018 sind die 17 SDGs fest in unserer Unternehmensstrategie verankert. Neben ökologischen Standards setzen wir auf Diversität, Inklusion und Gleichstellung. Unser Ziel: das gesellschaftliche Miteinander stärken und einen positiven Beitrag für unsere Region leisten. Innovation entsteht für uns im persönlichen Austausch – mit Begeisterung und einer gemeinsamen Vision. Wir entwickeln Hygienelösungen, die Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Denn echte Veränderung braucht Menschen, ihre Ideen und ihre Kreativität. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Susanne Eidenberger, Geschäftsführerin bellaflora Gartencenter
Als größte österreichische Gartencenterbetreiberin sehen wir es als unsere Pflicht, Verantwortung für die grüne Welt in heimischen Gärten und Wohnungen zu übernehmen. Mit Entscheidungen für oder gegen bestimmte Lieferanten, Pflanzen, Pflanzenschutzmittel oder Dienstleistungen möchten wir die nachhaltige Entwicklung fördern und unseren Beitrag leisten. Insbesondere der Schutz des Klimas und der Biodiversität liegt uns am Herzen – hier haben wir für uns die größten Hebel identifiziert. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Herbert Schlossnikl, Geschäftsführer, Vöslauer Mineralwasser GmbH
Wirtschaftlicher Erfolg darf nicht isoliert betrachtet werden – er muss immer im Zusammenhang mit sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen stehen. Unter anderem haben wir uns den Science Based Targets verpflichtet und wollen unseren CO2-Ausstoß bis 2030 um 28 Prozent im Vergleich zu 2019 reduzieren. >> Hier lesen Sie das vollständige Statement
Reinhard Schneider, Inhaber Werner & Mertz
In einem Zeitgeist, in dem Vertrauen generell zur Mangelware geworden ist – wie kann da Zuversicht entstehen und gefördert werden? Das gelingt, wenn etwas machbar und plausibel ist, wenn es für viele moralisch richtig ist, und wenn die Umsetzung dieser ethisch guten Sache einen selbst den persönlichen Zielen näherbringt und deshalb spontan erstrebenswert erscheint.
Wenn man all dies zusammenbringt – dann entsteht Zuversicht. Das Machbare wird mit dem Wünschenswerten so verknüpft, dass Vertrauen erwächst und ein legitimer Optimismus. Irgendwann ein Begeisterungspotenzial, das auf andere übertragbar ist, wie eine gut begründete Vorfreude. Und dieser vertrauensvollere Umgang miteinander führt unweigerlich zurück auf Themenfelder, die dem Gemeinwohl dienen. Wie in unserem Fall dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. >>Hier lesen Sie das vollständige Statement
Die Stimmen der Unternehmer*innen und CEOs zeigen deutlich: Verantwortung ist für sie mehr als ein Schlagwort. Sie leben sie aktiv: im Kerngeschäft durch Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Innovation und faire Arbeitsbedingungen, über das Kerngeschäft hinaus durch soziale und ökologische Projekte und vor allem durch Kooperationen für eine bessere Zukunft.
Die Beispiele machen Mut. Sie zeigen, dass sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen etwas bewegt – weil Menschen mit Haltung und Weitblick handeln. Verantwortung ist kein Zusatz zum Geschäft, sondern die Grundlage für eine nachhaltige und erfolgreiche Wirtschaft.
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